Erfolgreiches Schutzprojekt in Niedersachsen: Bis zu 80 Prozent mehr Rebhühner

Rebhuhnfamilie© Christian Gelpke
Blühfläche vor tiefstehender Sonne© Sophia Thamm

Ein aktueller Bericht der Universität Göttingen belegt die positive Wirkung der durchgeführten Naturschutzmaßnahmen im Rahmen des sogenannten PARTRIDGE-Projekts. Bei Feldvögeln und -hasen konnte eine deutliche Zunahme der Bestände festgestellt werden. Möglich wurde der Erfolg durch die freiwillige Unterstützung der Landwirtschaftsbetriebe.

Lisa Dumpe, Biologin und Projektkoordinatorin für die beiden Göttinger PARTRIDGE[1] Projektgebiete, zeigt sich zufrieden: „Auf den Projektflächen, auf denen wir Schutzmaßnahmen umgesetzt hatten, stieg die Zahl der Rebhühner um bis zu 80 Prozent an. Für uns ist das ein sehr großer Erfolg.“

Während der siebenjährigen Projektphase wurde PARTRIDGE über das europäische Interreg Nordseeprogramm gefördert. Zusätzlich war die Heinz Sielmann Stiftung einer der Drittmittelförderer und hatte mit einer Summe von 25.000 Euro die Untersuchungen unterstützt. Im Rahmen der Projektzeit wurden auf Flächen in Diemarden und Nesselröden neue Blühflächen, Brachen, Hecken und „Insektendämme“ – wallartige Blüh- und Grünstreifen – angelegt. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit den ansässigen Landwirtschaftsbetrieben. Zusätzlich wurden die Termine für das Mähen der Brachflächen auf den 15. August verschoben, so dass die Rebhühner (Perdix perdix) und Feldvögel allgemein während ihrer Brutzeit geschont wurden.

Rebhuhnzahlen seit 2006 im Sinkflug

Obwohl Niedersachsen nach wie vor einen Schwerpunkt der Rebhuhnvorkommen in Deutschland bildet, gehen auch hier die Bestandszahlen des Wildvogels weiter zurück – seit 2006 um mehr als 70 Prozent. Deutschlandweit sind die Bestandszahlen seit den 1980er-Jahren sogar um 93 Prozent gefallen. Die Ursache hierfür ist insbesondere auf den Einsatz von Pestiziden zurückzuführen, denn die jungen Rebhühner sind ausschließlich auf Insekten als Nahrung angewiesen.

Zudem hat die intensive Landnutzung zu einer verstärkten Monokulturlandschaft geführt. Als Folge verringerten sich die Flächen mit geeigneten und geschützten Rückzugsmöglichkeiten für die Vögel. Für einen Bruterfolg sind aber Bodenbrüter wie Rebhuhn, Wachtel (Coturnix coturnix) oder Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) auf Blühflächen und Brachen unter anderem als Schutz vor Beutejägern angewiesen.

Wichtige Planungshilfe

Dr. Heiko Schumacher, Leiter des Geschäftsbereichs Biodiversität der Heinz Sielmann Stiftung, bewertet das Projekt für zukünftige Naturschutzmaßnahmen als wegweisend: „Vor dem Hintergrund eines anhaltenden Artenverlusts sind die vorgestellten Ergebnisse eine sehr wichtige Planungsgrundlage für die Landwirtschaft, Naturschutzeinrichtungen und die Politik. Auch wenn das Rebhuhn im Fokus stand, konnte gezeigt werden, dass die Maßnahmen auch anderen Tieren zugutekamen.“ So waren laut Bericht zum Beispiel die Bestände des gefährdeten Bluthänflings (Linaria cannabina) signifikant höher und in Diemarden stieg die Zahl der Feldhasen (Lepus europaeus) um 95 Prozent an.

Politik berücksichtigt bereits Ergebnisse

Wir liefern mit dem Projekt den praktischen Beweis, wie wir der Biodiversitätskrise in unserer Agrarlandschaft erfolgreich etwas entgegensetzen können“, hält Dumpe fest, betont aber zugleich: „Um den Rückgang des Rebhuhns aufzuhalten, benötigt es laut einer Studie[2] – abhängig von der Ausgangslage – mindestens sieben Prozent an ökologisch aufgewerteten Flächen. Dazu braucht es umfassende und länderübergreifende Veränderungen. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, sollen weiterhin in Absprache mit der Landwirtschaft biodiversitätsfördernde Maßnahmen umgesetzt werden.“

Im Juli 2023 erfolgte der geplante Abschluss des PARTRIDGE-Projekts. Mit „Rebhuhn retten - Vielfalt fördern“, einem Projekt im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt des Bundesamtes für Naturschutz, wird in acht Bundesländern und zehn Projektgebieten weiter am Schutz der Rebhühner gearbeitet. Dafür werden sieben Prozent an ökologisch aufgewerteten Flächen in den deutschen Projektgebieten anvisiert. Das übergeordnete Ziel ist die Einrichtung eines bundesweiten Biotopverbunds, an dem auch die Heinz Sielmann Stiftung aktiv arbeitet.

In Belgien und den Niederlanden, die neben England, Dänemark und Schottland, ebenfalls an der internationalen PARTRIDGE-Partnerschaft teilnahmen, wurden bereits aus dem Projekt resultierende Agrarumweltmaßnahmen übernommen.

Gefördert wurde das PARTRIDGE-Projekt durch „Interreg North Sea“, einer Gemeinschaftsinitiative des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, um grenzübergreifende Kooperationen und eine nachhaltige Zukunft zu fördern.

Der vollständige PARTRIDGE-Bericht kann hier heruntergeladen werden: https://www.rebhuhnschutzprojekt.de/files/2023_Abschlussbericht_PARTRIDGE.pdf

 

[1] Partridge (engl.): Rebhuhn

[2] Journal of Applied Ecology, E. Sharps, 2023; 60:568-580

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