Extensives Beweidungsprojekt in Überlingen-Lippertsreute gestartet

Zwei Galloway-Rinder auf einer Weide.© Holger Spiering/Heinz Sielmann Stiftung

Sie sind klein, robust und haben ein dickes Fell: Galloway-Rinder können im Winter wie im Sommer auf der Weide bleiben und eignen sich ideal für den Einsatz als Landschaftspfleger. Die Stadt Überlingen lässt die Lippertsreuter Weiherlandschaft nun mit der alten, schottischen Rinderasse beweiden. Indem sie Wiesen und Uferbereiche freihalten, tragen die zotteligen Rinder dazu bei, wertvolle Lebensräume für seltene und gefährdete Arten zu gestalten.

Die Heinz Sielmann Stiftung hat heute gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Stadt Überlingen, Jan Zeitler, das neue Beweidungsprojekt bei einem Pressetermin vor Ort offiziell vorgestellt.

Die Lippertsreuter Weiherlandschaft bei Überlingen ist ein Gemeinschaftsprojekt der Heinz Sielmann Stiftung und der Stadt Überlingen, das im Oktober 2020 gestartet ist. Auf einem ehemaligen Maisacker wurden fünf Weiher angelegt und eine artenreiche Nasswiese entwickelt. Seit Juni 2024 beweiden vier Galloway-Rinder die Fläche. Sie erleichtern erheblich die Pflege der Landschaft, die zuvor durch maschinelles Mähen erfolgte.

Landwirtschaft im Einklang mit dem Naturschutz

„Die Stadt Überlingen setzt sich zusammen mit der Heinz Sielmann Stiftung bereits seit rund 15 Jahren für den Erhalt besonders schützenswerter Lebensräume ein. Gemeinsam entwickeln wir neue Lebensräume, die als Rückzugsorte für Pflanzen und Tiere in unserer Kulturlandschaft dienen. Das Beweidungsprojekt in der Lippertsreuter Weiherlandschaft ist ein inspirierendes Beispiel dafür, dass Landwirtschaft und Naturschutz auch miteinander und nicht nur nebeneinander funktionieren“, erklärt Oberbürgermeister Jan Zeitler.

Gesunde Wertschöpfung für Mensch und Natur

Die Stadt Überlingen hat den lokal ansässigen Nebenerwerbslandwirt Alexander Barth mit der extensiven Beweidung beauftragt. Galloway-Rinder eignen sich besonders für eine naturnahe Haltung. Sie sind genügsam und nicht besonders wählerisch. Neben Gras fressen die hornlosen Rinder gerne Wildpflanzen wie Disteln, Brennnesseln und Klee, selbst Schilf steht auf ihrem Speiseplan. Sie gelangen auch in die Uferbereiche, die von Menschen und Maschinen nicht zu erreichen sind. Ihr Fleisch ist besonders fein marmoriert und gilt deshalb als sehr schmackhaft. Barth plant, das hochwertige Fleisch künftig direkt zu vermarkten.

Julia Brantner, Leiterin der Sielmanns Biotopverbünde in der Bodenseeregion, betont: „Wir begrüßen die Initiative der Stadt Überlingen sehr, die Biotopfläche durch extensive Beweidung zu bereichern. Für den Naturschutz, den Landwirt, die Stadt Überlingen und ihre Bewohner ist dieses Projekt ein echter Zugewinn.“

 

Mehr zum Projekt

Die Stadt Überlingen übergab die Fläche 2020 der Heinz Sielmann Stiftung nach einem Flächentausch, um diese naturschutzfachlich zu entwickeln. Die Stadt übernimmt die Landschaftspflege und hat das Beweidungsprojekt initiiert. Der Boden, ein ehemaliges Niedermoor, war zuvor für die landwirtschaftliche Nutzung stark entwässert worden. Durch die Anlage der Weiher und die Umwandlung in extensives Feuchtgrünland wird die Entwässerung und die CO₂-Freisetzung langfristig aufgehalten.

Der mittlerweile 44. Standort in Sielmanns Biotopverbund Bodensee ist ein wichtiger Trittstein für seltene und gefährdete Arten zwischen dem Heinz-Sielmann-Weiher in Billafingen und dem Heinz-Sielmann-Weiher in Frickingen am Aubach. Erfolge zeigten sich bereits nach kurzer Zeit: Im vergangenen Jahr wurde der stark gefährdete Laubfrosch in der Lippertsreuter Weiherlandschaft entdeckt. Das Monitoring wird kontinuierlich fortgesetzt, um zu beobachten, welche Wirkungen die Maßnahmen erzielen.

Weitere Informationen finden Sie in unseren Berichten zur Projekteröffnung und zum Fund des Laubfrosches.

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