Wasserbüffel auf Mission für die Artenvielfalt

Mehrere Wasserbüffel auf in einer Wiese mit hohem Gras.© www.bodenseefotografie.de
Mehrere Personen stehen neben einem Infoschild vor einer Weidefläche.© Franziska Freiwald

Seit Kurzem ist eine Herde Wasserbüffel auf einer Biotopfläche der Heinz Sielmann Stiftung im bayerischen Landkreis Freising im Einsatz. Die großen und genügsamen Tiere gestalten ihre Umgebung laufend um und schaffen so Lebensräume für eine Vielzahl an seltenen Pflanzen und Tieren. Heute ist das neue Beweidungsprojekt in Tünzhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Allershausen, feierlich eingeweiht worden.

Zum offiziellen Projektstart wurde heute eine Informationstafel enthüllt, die direkt an der Biotopfläche aufgestellt ist und die Maßnahmen und Ziele des Projekts näher vorstellt. Zuvor hatten die Projektbeteiligten ins nahegelegene Feuerwehrhaus Tünzhausen geladen, wo sie ihr Vorhaben der anwesenden Presse und Öffentlichkeit präsentierten. Das Projekt ist von der Heinz Sielmann Stiftung gemeinsam mit der Gemeinde Allershausen, den lokalen Behörden und der Landwirtschaft ins Leben gerufen worden, um eine rund 5,3 Hektar große Fläche im Talgrund der Amper ökologisch aufzuwerten.

„Die Projektfläche ist aufgrund ihrer wasserbeeinflussten Lage in der Altaue und der hier vorkommenden feuchten Erlenwälder und Laub-Nadelmischwälder ökologisch äußerst wertvoll. Sie birgt ein großes Potenzial, um vielfältige Lebensräume für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Ein Teil der Fläche ist außerdem durch offenes und halboffenes Gelände geprägt, das wir zu extensivem Grünland entwickeln wollen“, erklärt Dr. Heiko Schumacher, Bereichsleiter Biodiversität der Heinz Sielmann Stiftung.

Wasserbüffel als tierische Landschaftspfleger

Aktuell ist dieser Naturschatz akut in Gefahr. Das standortfremde Drüsige Springkraut breitet sich auf der Fläche aus und droht die ursprüngliche Vegetation massiv zu verdrängen. Um dieses Problem einzudämmen und wieder Raum für seltene heimische Arten zu schaffen, beweidet Landwirt Martin Vogt die Fläche extensiv mit Wasserbüffeln. Die bis zu einer Tonne schweren Pflanzenfresser haben einen großen Appetit auf das Drüsige Springkraut. Sie sind zudem ideal an feuchte Extremstandorte angepasst. Dank ihrer Spreizklauen sinken sie kaum in den sumpfigen Boden ein.

Martin Vaas, Erster Bürgermeister der Gemeinde Allershausen, sagt: „Mit diesem Beweidungsprojekt setzen wir ein klares Zeichen für den Naturschutz und die Artenvielfalt in unserer Region. Die Zusammenarbeit mit der Heinz Sielmann Stiftung ist für uns ein großer Gewinn. Wir freuen uns, dieses Projekt als Teil des Biotopverbundes unter dem Motto ‚Jeder Gemeinde ihr Biotop‘ realisieren zu können.“ Allershausen gehört zum Biotopverbund Ampertal, der in das BiotopVerbund-Projekt der Heinz Sielmann Stiftung eingebettet ist. Bundesweit werden Kommunen von der Stiftung unterstützt, um Maßnahmen zur Aufwertung, Schaffung und Vernetzung von Biotopen umzusetzen.

Win-Win-Situation für Naturschutz, Kommunen und Landwirtschaft

Reinhard Menzel, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding, hebt den Nutzen der extensiven Beweidung hervor: „Mit allen Beteiligten haben wir uns hier im Ampertal gemeinsam auf den Weg gemacht, um aufzuzeigen, dass nachhaltige Nutzung und Biotopschutz gut miteinander gelingen können. Die Wasserbüffel von Martin Vogt sind ideale Landschaftspfleger, die sowohl auf dem Feld als auch im Wald Gutes für den Biotopschutz leisten können. Vom Abgrasen der Vegetation oder dem Freilegen von Suhlen und Schlammlöchern profitieren viele Arten, darunter diverse Insekten, Amphibien und Vögel. Eine Win-Win-Situation für den landwirtschaftlichen Betrieb, die Natur und für die Bürgerinnen und Bürger, die hautnah die spannende Entwicklung begleiten können.“

Matthias Maino, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Freising,ergänzt: „Beweidungsprojekte wie hier in Allershausen oder in unserem nahegelegenen Projektgebiet bei Thonstetten haben Vorbildfunktion. Da sie für Kommunen, die Landwirtschaft und den Naturschutz von Vorteil sind, werden diese Leuchtturm-Projekte weitere Akteure animieren, es uns gleich zu tun und den Biotopverbund im Ampertal weiter zu stärken.“

Forschung auch in Hinblick auf Klimawandel relevant

Wie sich die Beweidung mit Wasserbüffeln auch auf das Wasserangebot der Fläche auswirkt, will die Heinz Sielmann Stiftung anhand dieses langfristig angelegten Projekts gemeinsam mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erforschen. In den letzten Wochen war die Region von starken Überflutungen betroffen. Allerdings ist davon auszugehen, dass der Wasserspiegel im Ampertal langfristig sinkt. Keine gute Entwicklung für die Arten, die hier gesichtet wurden, unter ihnen besonders charismatische Vögel wie Pirol, Neuntöter und Kleinspecht. Auch andere hier vorkommende Arten wie die stark gefährdete Gelbbauchunke oder die Trollblume sind auf ein zuverlässiges Wasserangebot angewiesen.

Prof. Dr. Volker Zahner, Stiftungsratsmitglied der Heinz Sielmann Stiftung und Professor an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, wird die Maßnahme wissenschaftlich begleiten. „Wir wollen den Nachweis erbringen, dass die Beweidung mit Wasserbüffeln das Wasserangebot in der Fläche erhöht. Ein funktionierender Wasserhaushalt, der für den Erhalt des Erlenwalds notwendig ist, dient nicht nur der biologischen Vielfalt. Die feuchten Wälder binden CO₂ und speichern Wasser – wichtige Qualitäten in Hinblick auf die laufenden Veränderungen durch den Klimawandel“, betont Zahner.

 

HINTERGRÜNDE

Mehr zum Projekt

Die insgesamt 5,3 Hektar große Projektfläche ist im Eigentum der Gemeinde Allershausen. Sie wurde der Heinz Sielmann Stiftung langfristig zur Nutzung, Pflege und Sicherung als Nießbrauch übertragen. Allershausen gehört zum Biotopverbund Ampertal, der eingebettet ist in ein bundesweites BiotopVerbund-Projekt der Heinz Sielmann Stiftung.

In diesem Projekt werden Maßnahmen zur Aufwertung, Schaffung und Vernetzung von Biotopen in verschiedenen Modellregionen Deutschlands umgesetzt.  Die Stiftung unterstützt Kommunen und weitere lokale Akteure bei der Planung und Umsetzung dieser Maßnahmen. Dazu arbeitet sie eng mit Partnern vor Ort wie dem Landschaftspflegeverband Freising e.V. zusammen. Ziel ist es, Impulse für die Schaffung eines bundesweiten Netzwerks an Biotopen zu setzen.

Weitere Informationen unter: www.biotopverbund.de

Engagement der Heinz Sielmann Stiftung in Bayern

Die Heinz Sielmann Stiftung steht seit 30 Jahren für nachhaltige Entwicklung und erfolgreiche Naturschutzprojekte. 1994 vom Naturfilmpionier Heinz Sielmann und seiner Frau Inge Sielmann gegründet, setzt sich die Stiftung durch den Erwerb großer unzerschnittener Landschaften und die Initiierung von Biotopverbünden aktiv für den Erhalt gefährdeter Lebensräume ein. Sielmanns Naturlandschaften und Biotopverbünde sind wertvolle Refugien für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. 2024 feiert die Stiftung ihr 30-jähriges Jubiläum.

In Bayern setzt sich die Heinz Sielmann Stiftung auch für die Entwicklung des landesweiten Biotopverbunds BayernNetzNatur ein, indem sie die Vernetzung ökologisch wichtiger Lebensräume zielbewusst fördert. Seit 2019 betreibt die Stiftung ein eigenes Projektbüro im Landkreis Schwandorf. 2022 folgte die Einrichtung eines zweiten Büros in Bad Tölz.

Mehr erfahren unter: www.sielmann-stiftung.de/biotope-verbinden

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